Die diesjährige REXUS/BEXUS Student Trainings Week fand vom 10. bis zum 14. Februar im Esrange Space Center im hohen Norden Schwedens statt, an der auch wir, Mitglieder des S Cephei Teams, teilgenommen haben. Zwei Wochen vorher war die Abgabefrist der ersten Version des SEDs (Student Experiment Documentation), in dem wir einen Entwurf unseres Experimentes vorgestellt haben. Befreit von der Last der Deadline, begann die Vorfreude auf die Trainings Week für die Teammitglieder Alexander, Robin, David und Felix.
Die Anreise am 09. Februar erfolgte von Dresden mit dem Flugzeug über Frankfurt und Stockholm nach Kiruna. Glücklicherweise schafften wir es gerade noch vor dem Sturmtief Sabine aus Frankfurt raus, bevor der Flughafen geschlossen wurde. Ab Frankfurt begleiteten uns bereits eine Vielzahl anderer Teams und Mitarbeiter der organisierenden Strukturen. Der Flug über die Nordsee hatte dann auch den zu erwartenden magen-aufwühlenden Effekt.
In Kiruna angekommen, brachte uns ein Transferservice die letzten 40 km bis nach Esrange, wo wir unsere Zimmerschlüssel und Sicherheitsausweise am Geländeeingang bekamen und schließlich, nach einem kurzen Mitternachtssnack, erschöpft in die Betten fielen.
Für die viel zu kurze Nacht wurden wir durch den kulinarischen Genuss eines himmlischen Frühstücks entlohnt. An dieser Stelle möchte ich mich im Namen aller beim Küchenteam bedanken, das uns 3-mal am Tag mit den besten warmen Mahlzeiten beglückt hat. Tag 1 der Trainings Week ging los mit ein paar einleitenden Worten zu Sicherheit und Verhaltensregeln, bevor uns schließlich einige wichtige Themen, unter anderem in den Bereichen Systems Engineering, Requirements und REXUS Flight Mechanics nähergebracht wurden. Unterbrochen wurden diese Vorlesungen von ein paar Kaffeepausen, bei denen wir uns mit den anderen Teams austauschen konnten und Bekannte aus dem Selection Workshop wiedergetroffen haben. Hinzu kamen Vorstellungspräsentationen aller REXUS Teams, bei denen grob das Experiment und mögliche Einflüsse auf die Experimente der anderen Teams in der jeweiligen Payload angesprochen wurden.
Der 2. Tag begann nach einem obligatorischen Morgenmeeting mit einem Roundtrip über das Esrange Gelände. Uns wurde das örtliche Museum gezeigt (Bild 2), in dem einige prägende Momente des Esrange Space Center ausgestellt sind (sehr empfehlenswert!).
Anschließend ging es zum Ballon Pad, wo wir den Start eines kleinen Höhenforschungsballons erleben durften, ehe uns die Vorbereitungshallen für die REXUS Raketen zur Motor- und Payloadintegration gezeigt wurden. Abschließend besuchten wir den Launchtower der MEXUS Raketen (Bild 3). Auf unserem Rückweg kamen wir dann noch am REXUS Launcher vorbei.
Es waren an diesem Tag zwar mit -8 °C noch recht warm für einen Februartag in Esrange, aber nichtsdestotrotz freuten sich unsere Finger und Füße nach diesem spektakulären Roundtrip über die Wärme im Dome, der größten Halle auf dem Esrange Gelände, wo die Vorlesungen im Anschluss weitergingen. Es standen Vorlesungen über ein paar BEXUS Systeme auf dem Plan, jedoch hatten wir ab dem Nachmittag unser PDR, auf das wir uns seit der SED Abgabe vorbereitet hatten. Das Board bestand aus Experten zahlreicher Fachrichtungen und Einrichtungen. Mitglieder des ZARMS (Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation) und der ESA (European Space Agency), sowie der MORABA (Mobile Raketenbasis) stellten nach einem 20-minütigen Vortrag unsererseits Fragen und erklärten uns Schwachstellen in unserem Experimentdesign und dem Zeitplan für den Entwicklungsablauf. Insgesamt war das PDR ein voller Erfolg und wir konnten sehr viel Input für die weitere Experimententwicklung mitnehmen. Abends wurde eine Teambuilding Session veranstaltet, bei der es darum ging unter bestimmten Regeln ein Legomodell eines Raumtransporters nachzubauen. (Bild 4) Dabei wurden 10 Teams zusammengestellt, die dann gegeneinander antraten. Eine super Möglichkeit andere Teammitglieder mal ein wenig näher kennenzulernen und neue Bande zu knüpfen.
Nachdem wir das PDR nun hinter uns hatten, konnten wir dem Rest der Woche entspannter entgegensehen. Am Mittwoch standen einige subsystem-spezifische Themen auf dem Plan. Unter anderem wurden uns Möglichkeiten und Herangehensweisen nähergebracht, um häufige Probleme im Design der Flight Software zu lösen und das thermale Experimentdesign zu verbessern. Viele hilfreiche Tipps, insbesondere zu Open Source Software, werden uns helfen unser Experiment zu verbessern. Nachmittags standen Projekt- und Risikomanagement auf dem Plan, schließlich besteht ein Raumfahrtprojekt nicht nur aus Berechnungen und Design, sondern auch aus einem organisatorischen Part.
In diesem Sinne ging es am 4. Tag auch weiter mit dem Thema Outreach. Ein wichtiger Bestandteil der RX/BX Projekte ist, dass Teams versuchen Partner in der Industrie und Forschung zu gewinnen, um die Umsetzung der nicht immer günstigen Projekte zu ermöglichen und die Finanzierung neben der Hilfe vom DLR durch das ZARM, zu gewährleisten. Nachmittags stand noch ein wichtiger Termin auf der Agenda, es ging in die „Ask the experts“ – Session. Dabei konnten wir Fragen, die nach den Vorlesungen noch offen waren oder Fragen, die sich durch die Vorlesungen ergeben hatten, an eine Reihe von Experten aus den unterschiedlichen Disziplinen richten. Durch deren hilfsbereites Engagement konnten auch letzte Probleme vorläufig aus dem Weg geräumt werden.
Am letzten Tag ging es hauptsächlich um Organisatorisches zu den kommenden Tests und der abschließenden Missionskampagne im März 2021. Im Juni steht das Critical Design Review auf dem Plan, bis zu dem das Experimentdesign finalisiert sein muss. Anschließend findet das Integration Progress Review Ende August statt, bevor die Systemtests (Vibrationstest beim ZARM, Benchtest bei der MORABA und abschließend der Spin & Balancetest in Esrange) die Qualifikationsphase abschließen. Am Nachmittag besuchten wir Kiruna und das Ice-Hotel (Bild 5) in der Nähe. Mit einem großartigen Farewell Dinner (Pulled Pork vom Rentier), bei dem alle viel Spaß hatten und in gelöster Stimmung die letzten Tagen Revue passieren ließen, und einem letzten Saunabesuch, ging die Trainings Week zu Ende.
Die Abreise startete am Samstag sehr früh am Morgen. Zwei Busse brachten uns wieder nach Kiruna zum Flughafen (Bild 6), von wo es über Stockholm und München zurück nach Dresden ging. Die meisten Teams verabschiedeten wir in Stockholm und die letzten deutschen Teams verließen wir in München.
Wieder in Dresden angekommen, freuten wir uns erstmal auf unsere Betten, um den verpassten Schlaf nachzuholen. Die nächsten Tage nahm erstmal das Nachbereiten der vielen Informationen in Anspruch. Die Teilnahme an der Trainings Week war für uns Teilnehmende und insgesamt für das Team eine großartige Erfahrung.
Wir möchten uns sehr herzlich bei allen bedanken, die die Trainings Week ermöglicht, unsere Fragen geduldig beantwortet und uns mit viel Input fürs kommende CDR gerüstet haben.
Text: Felix Scharnhölz