von Frank Windeck
Zum
“Critical Design Review” (CDR) soll das fertige Design eines jeden BEXUS-Experiments
stehen und bereit zur Integration und Verifikation sein. Damit ist es ein
zentraler Meilenstein eines jeden BEXUS-Experiments, für den wir in der letzten
Woche bei der ESTEC (European Space Research and Technology Centre) in den
Niederlanden waren. Zwei Tage davor, am 13.05., startete für jeweils ein
Teammitglied schon der Löt-Crashkurs der ESA, bei dem einem nähergebracht
werden soll, wie man auf Raumfahrtstandard lötet.
Sonntagabend landete der Lötkursflieger, mit „nur“ 1,5h Verspätung in Amsterdam Schiphol, worauf es direkt ins Hotel in der wunderschönen Stadt Leiden ging, eine mittelgroße Studentenstadt nahe der ESTEC. Nachdem man die Kinnlade ob der Radwege dieses Landes wieder unter Kontrolle hatte, ging es dann zügig in die Heia, um am nächsten Morgen pünktlich bei der ESA auf der Matte zu stehen.
Obwohl ein gewisser Professor uns einmal davor warnte, dass die Küste Südhollands und insbesondere die ESTEC dank des konstant katastrophalen Wetters mit Vorsicht zu genießen sei, schien die Sonne am Montag trotzig, was sich glücklicherweise auch durch die ganze Woche zog. Im ESA-Reinraum wurde uns dann gründlichst die Heimwerkerattitüde beim Through-Hole-Löten ausgetrieben, am Dienstag war Surface-Mount dran.
Im Lötkurs bekam man ein Verständnis dafür, warum die Preise raumfahrtzertifizierter Komponenten die der zivilen Äquivalente meist um Größenordnungen überschreiten. Es ist schwer vorstellbar, wie viel Aufwand man für das einfache Anlöten eines Widerstands auf einen PCB betreiben kann, damit die Verbindung auch ausgiebiger Inspektion unterm Mikroskop genügt. Obwohl vermutlich noch kein BEXUS – Experiment auf diesem Level gelötet wurde, allein mangels Reinraums und sauteuren 3D-Mikroskops, wird die Erfahrung bei der Bestückung unserer PCBs sehr helfen.
Nachdem
wir uns am Montagabend die Vorzüge der hübschen von Grachten durchzogenen Stadt
nähergebracht haben, kamen am Dienstagabend die restlichen Teammitglieder der
beiden Teams aus Dresden an. Da Mittwoch unser CDR war, stand dann erstmal
Vorbereitung auf dem Plan.
Das
CDR selbst ist eine Verteidigung des Experimentdesigns und besteht aus einem
ca. zwanzigminütigen Vortrag vor einem Board mit Ingenieuren und weiteren
Experten von ESA, DLR und ZARM und einer anschließenden anderthalbstündigen
Diskussion. Das Design wird ein paar Wochen vorher in der „Student Experiment
Documentation“ (SED) dokumentiert und vorgelegt.
Das
Review war sowohl bei Gamma-Volantis als auch bei OOXYGEN erfolgreich, die
Diskussion hat sehr geholfen, offene Probleme im Design zu finden und
auszubessern und das Board war insgesamt mit unserer Arbeit zufrieden. Um das
zu feiern, ging es dann erstmal an den in Wurfweite befindlichen Ärmelkanalstrand,
wo die gleißende holländische Sonne zwar ¾ der Teammitglieder in zweibeinige
Hummer verwandelte, aber das war es wert.
Am
Donnerstag gab es dann ein paar Vorträge über das BEXUS-Interface und es gab
eine weitere Fragerunde, bei der man die Experten löchern konnte, um letzte
Designprobleme zu klären. Das war wieder sehr lehrreich, und ich denke beide
Teams sind zuversichtlich, ein gutes, funktionierendes Experiment vorlegen zu
können, auch wenn noch sehr viel Arbeit vor uns steht.
Mit
allen Teams und dem Board wurden am Abend dann noch reichlich Pannenkoeken
verspeist (was beweisen sollte, dass „Eierkuchen“ die falsche Bezeichnung ist).
Der Austausch mit den internationalen Teams aus allerlei Ländern aus Europa
(dieses Jahr: Italien, Frankreich, Griechenland, Schweden und Deutschland) und
den Boardmitgliedern aus noch mehr verschiedenen Ländern ist einfach eine große
Stärke des REXUS/BEXUS-Programms.
Freitags
mussten dann die restlichen Teams durch ihr CDR, was uns glücklicherweise nicht
betraf, weshalb wir nach Amsterdam gefahren sind. Da die Zuganbindungen in
diesem Land fast so gut sind wie die Radwege, waren wir in Nullkommanix da. Die
Hyperaktiven sind dann auf den Grachten Tretboot gefahren, wohingegen die
Sportverweigerer sich die Meisterwerke im Rijksmusem angeschaut haben. Samstag
hat ein Teil dann noch einen weiteren Trip nach Amsterdam gemacht und je nach
Vorliebe entweder den botanischen Garten oder das jüdische Museum besucht.
Am
Samstagnachmittag war es dann auch wieder Zeit Abschied von den Niederlanden zu
nehmen, ein großartiges Land, von dem Deutschland noch viel lernen kann. Als
wir gegen sechs wieder in Dresden gelandet waren, hatten wir ein erfolgreiches
CDR und einen erfolgreichen Lötkurs hinter uns, da konnte das Abhandenkommen
von Gepäckstücken in den Tiefen der Flughafenlogistik die Laune nur begrenzt
trüben! Jetzt wird das Experiment gebaut!
Noch mehr Bilder von der Reise und vom CDR gibt es bei Twitter:
STAR Dresden
Gamma-Volantis
OOXYGEN
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